Strukturgeber der Topographie, petrifizierte Natur und Archiv der Erdgeschichte, Be- und Abgrenzung von Wetterzonen ebenso wie von Kultur- und Lebensräumen. Auch für die geistige Topographie sind die Berge bedeutsam: in der Schwebe zwischen Schreckens- und Sehnsuchtsort, und zwei Welten gleichermaßen zugehörig – dem himmelsstrebenden Geist und der erdgebundenen Materie.
Auch Harry Meyers Berge sind solcher Ambiguität verhaftet, und sie wirken, um mit einem modernistischen Begriff zu sprechen, „multifunktional“. Das Gebirge der blauen Ferne trifft kleine hügelbildende Farbhäufungen in Blickweite, gewaltige Schluchten und Kare deszendieren zu schmalen Gräben und kunstvoll drapierten Fältelungen. Sonnenbeschienene Gipfel, Schatten der Dämmerung, lichte Wärme, starrer Frost – sämtliche Tages- und Jahreszeiten in Farbe gefasst.
Stark abstrahiert, ist der Berg nicht zwingend sofort erkennbar – die ihm eigene Schönheit jedoch ist stets augenfällig.
Und wo ist der Mensch? Harry Meyer hält hinter dem Berge mit ihm, und beschützt vor ihm des Berges archaische, gravitätische und doch verletzliche Natur – als unveräußerlich!
Brigitte Herpich