harry_meyer_1000x618.jpg
Harry_Meyer_Img0528.jpg
wirbel-weiss-makro.jpg
mm_5_Img2047.jpg
bilderstapel-1-opti-900.jpg
atelier_2020_1000x618.jpg
wangen_13_zoom.jpg
previous arrow
next arrow

reflexionen #1

Werke

Sfumato in der Landschaftsmalerei – Die Auflösung der Gegenständlichkeit


Malerei Harry Meyer

Seit geraumer Zeit arbeite ich an einer neuen Werkserie meiner Landschaftsmalerei; Bilder, die bis dato unter dem Arbeitstitel „Ur“-Landschaften figurieren, als Landschaft des Ursprungs, vor Mensch und Zeit. Die ersten Vorläufer entstanden seit Anfang 2020.

Diese Werkserie verkörpert meine Idee des „pastosen malerischen Sfumato" und bedeutet für mich die Erweiterung der Maltechnik des Sfumato, als deren Erfinder Leonardo da Vinci (1452–1519) gilt, um meinen pastos-reliefartigen Farbauftrag.

Leonardo hatte den Begriff geprägt und die Technik in den Hintergrundlandschaften seines Spätwerks angewandt. Jedoch sind auch andere Maler für eine Verwendung des Sfumato bekannt; unter anderen Giorgione (1478–1510), Antonio da Correggio (1489–1534), Federico Barocci (1535–1612) und Bernardino Luini (1480–1531). Im weiteren Verlauf der Kunstgeschichte haben sich Bartolomé Esteban Murillo (1617–1682) und Antoine Watteau (1684–1721) mit dieser Technik in der Malerei auseinandergesetzt.

Als einer der Meister und Vollender dieser Bild-„Anatomie" darf William Turner (1775- 1851) gelten. Er ist der Maler der Elemente und des Lichts, welches durch ein Minimum an Gegenständlichkeit wiedergegeben wird. Die Themen seiner Bildwerke sind Licht, Feuer, Wasser, Dunst und Raum. Durch die völlige Entmaterialisierung seines Bildraumes, durch Auflösung und Dekomposition, verwandelt sich die vorhin erwähnte Bild-„Anatomie" in einen „geistigen" Bildraum: Eine faszinierende Möglichkeit, die Energie der Natur und des Lebens zu visualisieren und somit der Gegenentwurf zu einer Devastierung bzw. Verödung oder auch „Entleerung“ des Bildraums. In der zeitgenössischen Kunst zeigen Werkbeispiele des im Januar 2021 verstorbenen Arik Brauer die Verwendung der malerischen Technik des Sfumato; wobei der Künstler hier nicht Konturen einer Landschaft im Hintergrund, sondern vor allem die Figuren im Vordergrund "weichgezeichnet" hat.

Von besonderer Bedeutung für mich als Landschaftsmaler ist Albrecht Altdorfer (um 1480–1538). Er hat ab 1522 erstmals in der europäischen Malerei die Landschaft – und somit auch phänomenologische Elemente – zum eigentlichen und selbständigen Bildthema gemacht. Folgerichtig sind der „Dunst", das Sfumato oder die „Atmosphäre" Bestandteil der Bildgattung „Landschaft“. Von mir selbst sind bisher 25 kleinere Arbeiten zu diesem Thema realisiert. Die großen Formate werde ich noch in Angriff nehmen. Ich stelle mir dafür im Moment Gemälde in der Größe von ca. 90 x 240 cm vor, das heißt also im Seitenverhältnis von 1/2,666. Als Künstler habe ich nicht nur meine Themen zu entwickeln, sondern auch die dafür geeigneten Formate.

Zum Abschluss möchte ich noch einmal auf Leonardo da Vinci zurückkommen, Künstler und Universalgelehrter. Wieder hat er etwas als Erster erkannt, nämlich dass die Bläue der Ferne vom Element Luft abgeleitet werden kann. Er benennt dieses Phänomen „Luftperspektive“, ein anderer Begriff ist „Opaleszenz“ – thematisiert werden die spezifischen Sichtverhältnisse in der Landschaft. Nämlich erscheinen, verursacht durch Spiegelungen und die Absorption des Lichts, weiter entfernte Objekte im Raum heller oder bläulicher.

Für den Landschaftsmaler bedeutet dies, dass sich durch die Abmischung der Farbtöne in Richtung Weiß und/oder Blau Ferne erzeugen lässt, und dass in der Folge der Farbigkeit eine illusionistische Räumlichkeit entsteht. Insofern ist Luftperspektive eine Erscheinungsform der Farbperspektive. Von der Renaissance bis zum aufkommenden Impressionismus sind Farb- bzw. Luftperspektive in Allianz mit der Zentralperspektive, vorherrschend in der Darstellung. Erst der Impressionismus entwickelte Multiperspektiven und aperspektivische, gewissermaßen psychologische, Auffassungen von Raum. Speziell in der Romantik wurden diese malerischen Strategien eingesetzt, um Sehnsucht, Weite und Alleinsein mit der Natur darzustellen. Ein exemplarisches Gemälde hierfür ist das des Caspar David Friedrich von 1809, „Böhmische Landschaft mit dem Milleschauer".

Malerei Harry Meyer

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.