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Johann-Georg Fischer Kunstpreis der Stadt Marktoberdorf 2020

 

schwandorf 3x2Kopf II, 1998-2020, Öl, Kasein auf Leinwand, 20 x 18 cm

Harry Meyer wird mit dem  Johann-Georg-Fischer-Kunstpreis 2020 ausgezeichnet

Künstlerhaus Marktoberdorf
Ausstellungsdauer: 28.10. - 10.01.2021


Johann-Georg Fischer Kunstpreis der Stadt Marktoberdorf 2020

Im Oktober 2020 wurde mein kleinformatiges Bild „KOPF“ – entstanden 1998/2020, 20 x 18 cm, Öl / Kasein auf Leinwand – mit dem Johann-Georg-Fischer-Kunstpreis der Stadt Marktoberdorf ausgezeichnet. Es handelt sich hierbei um einen Kunstpreis, der bereits seit 1978 in regelmäßigen Abständen von der Stadt Marktoberdorf vergeben wird; als Erinnerung an den berühmten Rokoko-Baumeister und Sohn der Stadt.

 

Laudatio von Maya Heckelmann M. A., Direktorin des Künstlerhauses Marktoberdorf - Museum für zeitgenössische Kunst

Den diesjährigen Johann-Georg-Fischer-Kunstpreis der Stadt Marktoberdorf erhält HarryMeyer aus Stadtbergen für sein Gemälde„Kopf II“ 1998-2020, Öl, Kasein auf Leinwand, 20 x 18 cm. Harry Meyers Bilder sind eine Manifestation materialisierter Farbe und zugleich vollkommen transitorisch. Aus einem Konglomerat wulstartiger Farbaufträge schält sich ein Kopf, der sich unter dem Blick des Betrachters weiter zu entwickeln scheint. Die Köpfe bilden sich quasi eigenständig aus dem Farbauftrag und entwickeln sich zu Gebilden. Es sind keine Abbilder, sondern sie generieren sich rein aus der Farbe, die durch den direkten Auftrag zur Form selbst wird. Es sind expressive Bilder, die eine Urkraft, eine nur dem Bild selbst innewohnende Energie heraufzubeschwören scheinen. Wir können mit den Augen die Furchen und Spuren verfolgen, die derPinsel hinterlassen hat und die der Farbe unendliche Möglichkeiten eröffnen,durch Licht und Reflektion die ihr eigene Qualität zu zeigen. Vor unseren Augen entfaltet sich eine Eigendynamik, die ihre Unmittelbarkeitbewahrt und dem Betrachter das stete Werden und Vergehen aller Dinge bewußtwerden lässt. Anlässlich der Überreichung des Helen –Abbott –Förderpreises im Jahre 2001 stellte Meyer im Hinblick auf seine Landschaftsgemälde fest: „Die meinen Bildern zugrundegelegte Intention ist jedoch nicht die Imitation einer erschauten Wirklichkeit, sondern die konsequente Wegführung von dort zu einer - Akzentuierung des rein Wesentlichen, zu einer Sichtbarmachung naturhafter energetischer Prozesse, letztendlich zu einer Sichtbarmachung der Idee des Lebens selbst.« (H.M.) Meyers Köpfe sind Köpfe, keine Gesichter, aus diesem Grund markieren sie das Flüchtige eines Augenblicks, wo wir Gesichtern begegnen, ohne dass sich deren Eigenheiten konkretisieren. Wer kann sich schon an die Menschen erinnern, die gemeinsam mit uns an der Supermarktkasse warten oder die vielen Gesichter, die uns in belebten Straßen entgegen kommen, für einen kurzen Moment aufleuchten und sich dann wieder in der Menge verlieren? Wir erinnern uns an Gesichter, wenn sie sich an Ereignisse koppeln -und dieses kleine Bild ist ein Ereignis–ein malerisches Ereignis. Deshalb wird dieser Kopf zu einer Seherfahrung. Ohne dass uns der Maler individuelleGesichtszüge anbietet, öffnen seine Köpfe uns den Blick in die Tiefen des Urmenschlichen und sind zugleich abstrakter Ausdruck eines malerischen Experimentierfeldes. Farbe gestaltet sich erst im Zusammenwirken mit anderen Farben. In den Werken Meyersbehauptet sie immer ihre Authentizität. Während wir nach dem Wesen des Bildes forschen und uns über seine Form Gedanken machen, ist es eigentlich reine Farbe, die nichtsbeschreibt und nichts darstellt. Dieser kleine Kopf wird durch hautfarbene Wirbel bestimmt, die mit klarem Orange, Rot und Blau und ein wenig Grün kontrastiert werden. Leonardo da Vinci hat durch Beobachtungen und vermutlich auch durch die Kenntnisse altniederländischer Kunst in einem seiner Traktate festgehalten, das sein dunklerHintergrund die Farbe nach vorne treten lässt und Gesichter so besonders plastisch wirken.

Harry Meyer hat diesen Effekt durch die reliefartig aufgetragenen Farbtöne verstärkt.Sie treffen aufeinander, vermischen sich, bilden fast schon eruptive Verwerfungen und behalten dennoch ihre Eigenständigkeit. Für den Künstler ist genau dieses Zusammenwirken der Farbmaterie und die unterschiedlichen Wirkungen, die sich durch deren verschiedene Kombinationen erzielen lassen, sein künstlerisches Interesse. Er hat nach einer handwerklichen Ausbildung zunächst Architektur studiert. Vielleichtleugnen aus diesem Grund seine Bilder niemals ihren handwerklichen Ursprung. Sie sind grundsätzlich tektonisch aufgebaut, aber zugleich organisch und beschwören die energetischen Kräfte der Natur. Ab 1993 widmet sich Meyer ganz der Malerei und bildet sich unter anderem während eines Meisterkurses bei dem amerikanischen Maler und Assemblagekünstler Frank Stella weiter - auch Stellas Werke bewegen sich gerne zwischen Malerei und Objektkunst. Die stets in Serien oder Tableaus gearbeiteten „Köpfe“ beginnt Meyer 1992. In den Jahren 1993 und 1998 entstehen Tableaus von jeweils 16 Köpfen, von 1995 bis 2001 weitere Serien. Das 1998 entstandene Tableau hat Meyer in einer 36-stündigen Tag-und Nachtarbeit auf einmal erstellt. Es sind Arbeiten, die höchst konzentriert entstehen. Er arbeitet grundsätzlich sehr zügig. Denn es muss schnell gearbeitet werden, will er die Unmittelbarkeit erhalten, die entsteht, wenn er Öl und Kasein miteinander auf Leinwand aufträgt. Unser Kopf stammt aus der Serie von 1998 und wurde 2020 überarbeitet. Harry Meyer thematisiert in seinem „Kopf II“ die vermeintlich führende Stellung der Malerei und negiert sie gleichermaßen, weil die Eigenständigkeit der Farbe als Bildmaterial bestehen bleibt und das Bild letztendlich zum Relief wird. Diese besondere Form der Bearbeitung läßt die Komposition zwischen Figuration und Ungegenständlichkeit schweben. Das hat die Jury als besonderes Qualitätsmerkmal überzeugt, den Johann-Georg-Fischer-Kunstpreis 2020 an Harry Meyer zu vergeben.

Johann Georg Fischer

Johann Georg Fischer (*1673 in Oberdorf im Allgäu; † 1747 in Füssen), war zugleich Steinmetz und Baumeister, Architekt, Freskenmaler und Stuckateur. Lange stand er im Schatten seines berühmten Onkels Johann Jakob Herkomer (1652–1717), als dessen Polier er zunächst arbeitete. Herkomer hatte seine Ausbildung bei dem Augsburger Maler Johann Georg Knappich absolviert und reiste anschließend nach Italien, um einige Jahre für die Patrizierfamilie Collalto in Belluno und Venedig zu arbeiten.Herkomers maßvoller, zugleich universell einsetzbarer Formenkanon, den er an seinen Neffen und Schüler Fischer weitergab, eröffnete ihm die Möglichkeit, mit geringem Aufwand größtmögliche Wirkung zu erzielen. Die Praktikabilität seines Systems bewirkte schließlich auch die weite Verbreitung in Schwaben und Tirol durch die so bezeichnete „Füssener Schule“. Neben der Kapelle in Sameister gelten vor allem das Kloster und die Kirche St. Mang in Füssen als wesentliche Werke Herkomers, des Weiteren der Umbau der St.-Moritz-Kirche und die Barockisierung der Hl.-Kreuz-Kirche in Augsburg. Ab 1716 erbaute er die Klosterkirche der Benediktinerabtei Fultenbach (diese wurde im Rahmen der Säkularisation 1803 aufgehoben, die Kirche schließlich 1811 abgebrochen).Nach Herkomers Tod im Jahr 1717 konnte Fischer auch mit eigenen architektonischen Ideen und Arbeiten auftreten. In Innsbruck zum Beispiel musste er für den Neubau von St. Jakob zwar die bereits vorhandenen Fundamente übernehmen, änderte jedoch die Pläne entscheidend ab. Sein Bau wurde richtungsweisend für die Tiroler Barockarchitektur.Wichtige Arbeiten von Johann Georg Fischer: Neubau von St. Jakob in Innsbruck, Neues Waldburg-Zeil’sches Schloss in Kißlegg, Fürstbischöfliches Schloss in Marktoberdorf, Stifts- und Schlosskirche St. Katharina und Franziskus in Wolfegg (jetzt Pfarrkirche), Pfarrkirche St. Gallus und Ulrich in Kißlegg, Klosterkirche Mariä Himmelfahrt des Franziskanerinnenklosters in Dillingen an der Donau, Pfarrkirche St. Pankratius in Sulzschneid, Choraltar für den Eichstätter Dom, Marmorepitaph für Bischof Johann Christoph von Freyberg in der Wolfgangkapelle des Augsburger Doms.

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